Wundersame Kraft der Ikone

 

Die Existenz einer Ur-Energie ist in den meisten Wissenschaften unbestritten, je nach Weltanschauung nennt sie ein jeder „Lebensenergie", „Urkraft", „CHI" oder Gott.

 

Als Mittler zwischen dieser kosmischen, alles umfassenden Energie - für uns Gott - im Himmel und zwischen uns Menschen auf der Erde fungieren die Engel, wobei ein jeder von ihnen seinen spezifischen Rang hat. Und zwischen den Menschen und den himmlischen Kräften sind die Apostel, die Märtyrer und die Heiligen als Mittler tätig.

 

Der strenge ursprüngliche Kanon der Ikonenmalerei bezweckte die Bündelung der ureigenen Energien dieser Mittler, um in der auf diese Weise gemalten Ikone das Temperament und die jeweilige Heilsbotschaft der dargestellten Heiligen einzufangen.

 

Die Ikone beherbergt gleich mehrere Energiequellen:

- die Symbole

- die Farben

-  die Materialien

 

Symbole:

Die Bilderkunst hat ihre Wurzel in der chinesischen Zeichen-Schrift. Diese Zeichen waren nicht nur Symbole für einzelne Worte, sondern auch Energiesymbole.

 

Das europäische Verständnis unterzieht jede Verschiedenheit einer Wertigkeit - „positiv" wird als „gut" und „negativ" als „schlecht" verstanden.

 

In China dagegen fehlt die europäische Wertigkeit, dort wird die Andersartigkeit vollkommen gleichwertig erfahren.

So auch die Vorstellung von der Ur-Energie, von CHI, welche die Chinesen in zwei Energieflüsse unterteilen:

- die „ + Energie“ - sie steht für „Aufnahme“, „Zufuhr“, „Bereicherung",

sowie für das Männliche, für Sonne, Tag, Wärme, Feuer, Aktivität, warme Farben

- die „ – Energie“ - sie steht für „Verlust“, „Ausstoßen“, „Auslauf“, sowie für

das Weibliche, fiir Mond, Nacht, Kälte, Wasser, Passivität, kalte Farben

 

Energie ist demnach etwas Lebendiges, ständiger Wandlung unterworfen, ein Austausch, ein Dialog, eine Kommunikation - wiederzufinden in der Hl. Dreifaltigkeit der christlichen Religion.

Bei der Ikone wird diese Energie von den Linien getragen. Ihre Führung ist entweder konkav oder konvex. Und je nach Beschaffenheit der Wölbung „beschenken" sie die Betenden mit Energie/=Segen, oder aber sind sie in der Lage die von den Betenden mitgebrachten Schwingungen/=Anliegen „aufzunehmen" - und diese als wahre Mittlerin in den Himmel weiterzuleiten.

 

 

Farben:

Das für uns farblose Licht lässt sich in 8 Grundfarben zerlegen. In der chinesischen und indischen Medizin kennt man 8 Chakren, welche jeweils mit Energie-Meridianen mit einzelnen Organen sozusagen interaktiv verbunden sind. Auch ordnet man dort jeder Chakra ihre eigene Grundfarbe zu.

 

Lange Zeit ging man davon aus, dass Farben nur optisch wahrnehmbar wären, dass die

Farben also nur bei „Ansicht" eine psychologische Wirkung hätten.

Das Beispiel einer Frau, welche allein mit ihren Händen Bilder und Buchstaben

„erfühlte“, ließ daher die Wissenschaft aufhorchen. Nach 15 Jahren intensiver

Forschung können die Wissenschaftler bestätigen, dass Farben eine messbare,

ureigene „non-visuelle" Wirkung aufweisen - durch Magnetismus.

Jede Farbe hat ihre eigene, messbare Ausstrahlung, die wiederum über die Meridiane

- bekannt aus der Akupunktur - auf die Chakren und letztendlich über diese auf die

einzelnen Organe aktiv wirkt.

 

Nehmen wir mal die Farbe grün:

Die optisch-psychologische Wirkung der Farbe grün ist als „beruhigend" bekannt, streicht man aber die Wände seines Schlafzimmers grün, kann man leicht sein „blaues Wunder" erleben - da wälzt man sich nur herum, ist von Unruhe befallen. Warum bloß? Spätestens seit C. G. Jung ist „kollektives die Hitze des Gefechtes soll gedämpft und unsere Energie für friedliche Lösungsfindung eingesetzt werden.Unterbewusstsein" für jeden ein Begriff. So kann man sich also gut vorstellen, dass in der Urzeit, als unsere Urahnen noch in Höhlen wohnten, und diese nur Tagsüber verließen, die Umgebung der Menschen grün war - ihr Wohn- und Arbeitszimmer sozusagen. Bis heute signalisiert uns beim Tageslicht die Farbe Grün „vertraute Umgebung", „alles bekannt" oder „gute Orientierung" und „keine Gefahr". In der Nacht, wenn unsere Sicht abnimmt, fühlen wir uns selbst in der vertrauten Umgebung unsicher. Unsere Sinne schalten daher automatisch auf „erhöhte Wachsamkeit" - statt der von uns erwünschten Entspannung. Daher sollte das Schlafzimmer lieber in warmen Tönen gehalten werden, die uns an Abenddämmerung erinnern.

 

Die Farbgebung beim Erzengel Michael unterstreicht seine Funktion als Krieger gegen die Mächte des Bösen. Sein Hemd ist rot, das steht für „Flamme", „Krieg" und „Kampf“ aktiviert in uns die Bereitschaft für eine gerechte Sache einzutreten. Sein Mantel ist aber dunkelgrün, dass steht für „Frieden" und „Versöhnung". Es sollen also keine Aggressionen geschürt werden,

 

Materialien:

Bei der Wahl der Pigmente wird immer wieder betont, dass es echte Pigmente sein sollen, aus natürlichen Mineralien, aus der Erde gesammelt. Gott schuf Adam aus Erde, der Name unseres Urvaters bedeutet „rote Erde". Bei seinem Umgang mit den Früchten der Erde, mit den Mineralien, setzt der Ikonenmaler diesen göttlichen schöpferischen Akt in der heutigen Welt fort.

Die Mineralien haben die besondere Eigenschaft Energie zu speichern. Sie nehmen die Strahlen der Sonne auf, die Wärme, den Regen, den Wind, alle Regungen ihrer Umwelt und bündeln diese in ihrem Kern zu Urkräften der Natur.

Durch den Kanon werden die Ikonenmaler angehalten ihren Geist durch Fasten und Gebete rein zu halten, denn auch die innere Einstellung der Menschen, ihre non-verbale Suggestion, wird beim persönlichen Kontakt mit den Mineralien in energetische Spuren umgewandelt. Der Ikonenmaler hat einen direkten Einfluss auf die Ausstrahlung der von ihm angewandten Pigmente, ist sein Geist rein und von Gott erfüllt, so wird die in den Mineralien eh schon gespeicherte Energie durch seine persönliche Haltung noch zusätzlich potenziert. Für den Ikonenmaler ist dies ein heiliger Auftrag, große und heilige Verantwortung. Auch das Material Ei oder Wasser oder auch Köm sind mächtige Energiequellen, stehen für heilige Symbole des Ursprungs und des Lebens.

 

Wunderbare Kraft der Ikone:

Probleme und Stress blockieren den Menschen, verengen seine Aufnahmefähigkeit, schwächen den Kreislauf - sein ganzer Energiefluss ist gestört, die Stimmung gereizt oder bedrückt, Angst und Panik machen sich breit. Stellt sich ein solcher Mensch vor eine Ikone, so kann die streng nach Kanon gemalte und von göttlichem Geist durchdrungene Ikone ihre heilsamen und heiligenden Kräfte auf ihn übertragen. Jede einzelne Komponente wirkt auf ihre Art und Weise auf das Wohlbefinden des betenden Betrachters: die konkaven und konvexen Linien beschenken, entlasten und reinigen ihn, die Farben regen das zentrale Nervensystem zur Ausschüttung von Botenstoffen an, die Mineralien ziehen die Sorgen des Betenden an sich und überschütten ihn mit innewohnendem göttlichem Heil. An den Menschen wurden regelrecht organische Veränderungen gemessen, in der Gegenwart und auf das Wirken der Ikone hin öffneten sie sich, alles weitete sich in ihnen, ihr Geist wurde ruhig und ihre Gefühle lebendig.

 

Echte Ikonen erkennt man vor allem daran, dass sie den Betrachter geistig berühren. Je nach unserem augenblicklichen seelischen Zustand fühlen wir uns besonders stark mal zu einer und dann wieder zu anderer Ikone hingezogen, denn jede Ikone hat ihre spezifische Atmosphäre, jede Ikone bewegt unseren Geist und unser Herz anders.

 

Gut vorstellbar, dass sich die Ikone des Erzengels Michael durch ihre Betonung vom Gleichgewicht zwischen dem heiligen Zorn und zwischen dem heiligen Frieden auf jemandem mit aufbrausendem Charakter segensreich auswirkt. Diese Ikone steht uns bei im Kampf gegen unsere inneren Dämonen - „Fanatismus“ und „Vorurteil“, lenkt unser Augenmerk auf Gott, und überlässt es Ihm allein ein Urteil zu fällen.

 

Genauso verhält es sich bei den verschieden Christus-darstellungen.

Bei der „Christus-Lehrer“ Ikone fühlen sich die Betenden durch den starken Farbkontrast zwischen Krapplack auf goldenem Grund und Blau förmlich elektrisiert, sie erwachen aus ihrer Lethargie, alles in ihrem Inneren drängt sie zu Taten.


Bei der „Nicht-von-Menschenhand-gemalten" Ikone dagegen fühlen sich die Betenden in die segensreiche Energie des Bildes eingetaucht. Gold und Goldocker, hell in hell, alles scheint und leuchtet, selbst unter dem weißen Tuch schimmert das Gold der Göttlichkeit hindurch. Die Atmosphäre dieser Ikone zeugt von überirdischen Ruhe, die Farben sind weich, warm und friedlich. Der Traurige, Verzagte fühlt sich vor dieser Ikone wie zu Hause, weiß sich von Gott verstanden, angenommen und getröstet

 

 

2003 Oktober

Nürnberg